Interview NAVS
"Alle auf ein gemeinsames Level bringen"
Ein Gespräch mit Marco Pfiffer und Benedikt Krönung zum Kurs Netzwerktechnik in AV‑Systemen (NAVS) und den Unterschieden in der Betrachtungsweise der Netzwerktechnik in der IT- und der AV- und Medientechnik.
Benedikt Krönung | Marco Pfiffer |
Hallo Marco, Hallo Benedikt,
Ihr habt Euch beide intensiv mit dem Kurs Netzwerktechnik in AV‑Systemen auseinandergesetzt. Du, Benedikt hast ihn auch erst kürzlich in Wien gehalten. Beide beschäftigt Ihr Euch seit vielen Jahren mit dem Thema Netzwerktechnik und seid in der Medientechnik verwurzelt.
Als erste Frage - was unterscheidet einen NAVS-Kurs, der ja speziell für AV-Medientechnik entwickelt wurde, von Weiterbildungen aus dem IT-Bereich?
Marco:
Hauptvorteil gegenüber IT-Kursen für IT-Kunden und IT-Netzwerkern ist die angepasste Sprache und die Fokussierung auf Themen, die aktuell in der Medientechnik genutzt werden.
Und das in der Sprache der Medientechniker.
Das Thema ist ja, wenn ich mich mit einem Medientechniker, der sich intensiv mit Dante-Netzwerken beschäftigt über Clocking, unterhalte, werden viele IT'ler schnell abblocken, da das nicht deren täglich Brot ist.
Wenn ich mich mit einem IT'ler über Fabric-Aufbauten unterhalte, ist das wiederum für die Medientechniker oft uninteressant.
NAVS betrachtet das Thema Netzwerktechnik aus dem Blick und in der Sprache von Medientechnikern.
Wenn ich mich mit einem IT'ler über Fabric-Aufbauten unterhalte, ist das wiederum für die Medientechniker oft uninteressant.
NAVS betrachtet das Thema Netzwerktechnik aus dem Blick und in der Sprache von Medientechnikern.
Benedikt:
Wenn man das Thema von der Ausbildungsseite betrachtet, kann ich mit den Erfahrungen, die ich gemacht habe, als ich als Teil des ETC-Education-Teams in vielen verschiedenen Bildungseinrichtungen unterwegs war, feststellen, dass der ganze Bereich Netzwerktechnik oftmals nicht im Curriculum vorhanden ist. Manche nutzen das auf dem Markt durchaus vorhandene Angebot von herstellerspezifischen Kursen, aber viele bringen sich die Netzwerkgrundlagen auch mit dem Prinzip Trial und Error selbst bei.
In beiden Fällen fehlen dann aber oft die theoretischen Grundlagen.
Ein großer Vorteil des NAVS Kurses ist also die Herstellerunabhängigkeit, aber es ist eben auch ein solider Grundlagenkurs.
So etwas wie das OSI-Modell klingt erstmal anstrengend, hilft aber dann enorm dabei zu verstehen, was aktuell passiert im Netzwerk.
In der IT und besonders im Support hat man es oft mit Spezialisten zu tun, die sich hauptsächlich mit einzelnen Layer beschäftigen. Wir als AV-und Medientechniker müssen da breiter aufgestellt sein.
Ich wünsche mir sehr, dass dieses Thema mehr in den Ausbildungsplan Einzug hält, aber mit NAVS haben wir erstmal eine schöne Brücke, um dieses Thema aufzuholen und die Sprache zu lernen.
Marco:
Ja, keiner fängt damit an, das OSI-Modell zu lernen, um eine Fritzbox zu konfigurieren. Das ist verständlich, aber so braut sich auch Halbwissen auf, mit dem man über kurz oder lang an seine Grenzen stoßen wird.
Vielen Dank. Wie sieht es denn aktuell auf dem Arbeitsmarkt aus?
Marco:
Viele unserer Kunden haben Stellenausschreibungen für IT-Leute draußen und möchten das Knowhow einfach einkaufen.
Benedikt:
Und an der Stelle, ist das gefährliche Halbwissen, dass man sich im Wohnzimmer angeeignet hat, eben nicht mehr hilfreich.
Das ist das Ziel vom NAVS-Kurs, alle auf ein gemeinsames Level zu bringen.
Marco:
Und damit kann dann auch eine professionelle Kommunikation mit dem Kunden und der IT aufgebaut werden. Und Projekte, bei denen dies notwendig ist und auch verlangt wird, werden immer mehr. Eben die Schnittstelle zwischen Haus-IT und Medientechnik.
Und wenn es nur Internet ist. Wenn dann in zwei Sprachen über das Gleiche gesprochen wird, wird es halt doppelt so schwer. Deswegen ist ein besseres Verständnis für die IT notwendig und hilfreich.
Die Kurve mit der die IT in die Medientechnik vordringt ist exponentiell.
Da mitzuhalten ist die Herausforderung, vor der wir und die Medientechnik stehen.
Ist das dann ein neuer Dialekt, den die Medientechnik lernen muss?
Ist das dann ein neuer Dialekt, den die Medientechnik lernen muss?
Benedikt:
Da ist eher die Medientechnik der Dialekt.
Es ist auch ein kluger Schachzug gewesen, statt Punkt-zu-Punkt Verbindungen und separatem Multicore auf ein gemeinsames Medium zu gehen. Netzwerkleitungen, Switche und weitere Komponenten sind budgetär überschaubar. Das war grundsätzlich
nicht schlecht.
Damit beginnt natürlich eine neue Schnittstellenproblematik.
Damit beginnt natürlich eine neue Schnittstellenproblematik.
Marco:
Dann ist man Gast in einer anderen Welt.
IT der Medientechnik ist also ein Subset der IT.
Marco:
Wir sind an einem Stand, wo wir vor 22 Jahren mit VoIP waren. Als die Telefone auf einmal Teil des Netzwerkes wurden, und mit speziellen Anforderungen wie Quality-of-Service oder Echtzeitsignalisierung daherkamen.
Da stehen wir nun teilweise mit Multicast Streaming-Projekten.
Für viele in der IT ist Videostreaming Teams oder Skype, während die Ansprüche bei Medientechnikprojekten doch häufig nahezu Latenzfreiheit, hohe Datenraten und Quality-of-Service erfordern. Unsere Ansprüche haben da eine besondere Ausprägung. Nicht, dass das technisch nicht möglich ist.
Und das erstreckt sich über den kompletten Projektzyklus. Fähigkeiten aus dem Kurs sind zum Beispiel auch für die Projektplanung hilfreich.
Benedikt:
Generell reden wir über einen Bereich, in dem das, was heute technisch hochaktuell ist, morgen schon entwicklungstechnisch gesehen überholt ist.
Marco:
Die Grundlagen aus dem Kurs werden während dieser Entwicklung sehr lange hilfreich sein. Das OSI-Stack zum Beispiel ist so tief in der Netzwerktechnik und im Internet verwurzelt, da etwas zu ändern wird ein langer Prozess.
Wie wirkt sich das dann in der Praxis aus?
Benedikt:
Gerade bei der Fehlersuche: Entweder verfüge ich über viel Erfahrung, oder ich kann mir das auf Basis dieses theoretischen Grundlagenwissens aus dem Kurs herleiten, zum Beispiel von welchem Layer das Problem herrührt.
Jeder hat auch schon mal mit IP-Adressen zu tun gehabt, aber wie diese strukturiert sind, ist als Grundlagenwissen oft sehr hilfreich.
Marco:
Es gibt Innovationen zum Beispiel bei WLAN-Technologien oder den Data Centern, um die einzelnen Bereiche auf eine höhere Ebene heben, aber das beruht alles auf Grundlagen, die im NAVS-Kurs vermittelt werden. Damit kann ich mir vieles herleiten, auch und gerade
bei der Fehlersuche. Dieses Wissen wird sich noch lange als sehr hilfreich erweisen.
Benedikt:
Da kann ich zustimmen.
Vielen Dank für das interessante Gespräch!
Vielen Dank für das interessante Gespräch!